Christbaumspitze

Der geschmückte Tannenbaum zu Weihnachten hat eine lange Tradition und ist in seinen Wurzeln nicht einmal christlich. Trotzdem ist der festlich geschmückte Baum aus weihnachtlichen Wohnungen nicht wegzudenken, und zum Christbaumschmuck gehört eben auch die geschmückte Spitze. Engel, Sterne, Glaspyramiden oder Kugeln zieren die Christbaumspitze, die aus Glas, Holz oder Kunststoff sein kann. Aber warum ist der Schmuck auf der Spitze so wichtig?

Geschmückte Bäume zur Wintersonnenwende

Die Vorläufer des christlichen Weihnachtsbaums werden in den Mittwinter- und Sonnenwendbäumen der Germanen gesehen. Damals wurden Tannen als immergrüne Bäume in den Ländern des heutigen Nordeuropas als Symbole für Fruchtbarkeit, Lebenskraft und Glück aufgestellt. Ähnliche Bräuche sind aus dem antiken Rom bekannt. Als im Zuge der Christianisierung Europas immer mehr „heidnische“ Festtage mit christlichen Feiertagen belegt wurden, etablierte sich um die Zeit der winterlichen Sonnenwende das Fest der Geburt Christi. Die Tanne wurde zum Symbol für das Ewige Leben uminterpretiert. Im Mittelalter hingen Tannenzweige und andere stachelige Pflanzen im dunklen Winter in den düsteren und staubigen Ecken des Hauses, um dort Dämonen zu vertreiben. Nüsse, Äpfel und andere im Winter verfügbare Lebensmittel wurden im Übergang zur Neuzeit in die noch einzelnen Äste gehängt, die bald durch einen ganzen Baum ersetzt wurden. Und schließlich wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts dem Baum eine Schmuckspitze ähnlich den heutigen Christbaumspitzen aufgesetzt.

Verschiedene Traditionen kommen zusammen

Die heute so geschätzten Christbaumspitzen aus mundgeblasenem Glas erschienen erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Bäumen, und die Bedeutung der Baumspitzen kann nur erraten werden. Anfang des 19. Jahrhunderts kam der Christbaum mit einfachem Kerzenschmuck aus. Kerzen reichten aus, um den Baum in der dunklen Jahreszeit erstrahlen zu lassen. Schon kurz darauf gab es Weihnachtsbäume, deren Spitze mit gebürstetem Lametta geschmückt waren, oder mit Sternen aus gelbem Karton. Letztere symbolisierte den Stern über Bethlehem.

Kurze Zeit tauchen auf den Weihnachtsbaumspitzen kleine Engel auf, die aus doppelseitig geprägtem Goldpapier hergestellt wurden. Rosetten mit einem Kranz aus Glasfäden kamen hinzu. Auch in diesen Goldpapieren und Glasfäden spiegelten sich die Kerzenflammen, so das die Spitze des Christbaums leuchtete. Bemalte Oblatenbildchen brachten mehr anschauliche Bilder auf die Christbaumspitze, Sterne mit Schweifen aus Glasfäden leuchteten. Die Engel sollten die Engel des Weihnachtsevangeliums abbilden. Noch etwas später wurden die Engel aus Papier oder Wachs gefertigt und trugen Spruchbänder mit dem Aufdruck „Gloria in excelsis Deo“.

Eine besondere Art der Christbaumspitze wurde in Gablon und Lauscha hergestellt: Hier fügte man Glasperlen und Stäbe zu glitzernden Sternenornamenten zusammen. Anderswo wurden einfache Figuren aus gepresster Watte, Papiermaché und Krepp angeboten. Rosetten aus gesponnenem Glas galten als besonderer Schmuck.

Heutige Christbaumspitzen mit Kugeln und Glöckchen

Die heutigen Christbaumspitzen sehen manchmal aus wie kleine Glaspyramiden oder -kegel, sind mit Kugeln und Glöckchen verziert oder haben einen Glasschweif, der im Licht der elektrischen Kerzen leuchtet. Diese manchmal an preußische Pickelhauben erinnernden Christbaumspitzen lassen sich nur bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen und sind noch nicht so alt. Vermutlich entstanden die Spitzen in dieser Form, um auch Bäumen mit krummer oder mehrfacher Spitze zu einer Art Idealform zu verhelfen. Die gläserne Christbaumspitze hat heute manchmal seltsame Formen, es werden Schneeflocken und Weihnachtsmänner verwendet, Eulen und andere Tiere befinden sich auf der Baumspitze und beliebt sind alle Motive, die in irgendeiner Art und Weise mit dem Winter zu tun haben. Der Schmuck der Christbaumspitze hat als in gewisser Weise seine christliche Interpretation wieder abgelegt.


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