Warum dekoriert man weihnachtlich?

Schwibbogen und Beleuchtungen, Engelsfiguren und Adventskränze – sie gehören zur Weihnachtszeit und wecken die Vorfreude auf das Fest. Untrennbar mit der Adventszeit verbunden sind auch der Weihnachtsbaum oder der Weihnachtsmann als Überbringer der Geschenke. Diese vielfältigen Symbole und Figuren entstammen althergebrachten Bräuchen, heidnischen Ritualen, aber auch christlichen Überlieferungen. Einige zeugen sogar vom entbehrungsreichen Leben der Bergleute in vergangenen Jahrhunderten.

Was den Schwibbogen zum typisch weihnachtlichen Accessoire macht

Beleuchteter Adventsbogen für die weihnachtliche Fensterdekoration. Je nach Region werden die Bögen auch als Schwibbogen bezeichnet.

Wer zur Weihnachtszeit durch die Straßen geht sieht in so manchem Fenster einen Schwibbogen. Klassisch sind diese aus Holz gefertigt und mit elektrischen Kerzen versehen. Ihren Ursprung haben die schönen Dekorationsbogen im Erzgebirge – in Johanngeorgenstadt. Hier wurde 1740 der erste Lichterbogen hergestellt, der damals aus Metall bestand. Die Tradition der Schwibbogen als Adventsschmuck besitzt somit eine lange Tradition und wurde später mit der bergmännischen Kultur im Erzgebirge kombiniert. Eines der bekanntesten Schwibbogen-Motive entstand 1937 in Schwarzenberg. In einem Wettbewerb, aus dem ein Schwibbogen für die Stadt hervorgehen sollte, setzte sich ein Motiv durch, das zwei Bergmänner, Hammer und Frauen beim Klöppeln von Garnspitzen zeigte. Dieses Motiv ist noch heute weit verbreitet und basiert auf den typischen Elementen der erzgebirgischen Tradition. Ein weiteres bekanntes Motiv ist die Seiffener Kirche. Die halbrunde Form des Schwibbogens symbolisiert den Himmelsbogen.

Warum die Fenster im Advent durch Lichter erhellt werden

Die Lichter auf dem Bogen des Schwibbogens stehen für die Sehnsucht der Bergleute nach dem Licht der Sonne. Über die Wintermonate hinweg bekamen die Bergarbeiter, die im Erzgebirge nach Silber suchten, das Sonnenlicht kaum zu sehen. Die Kerzen auf dem Schwibbogen sollen dieses Licht ersetzen. Aus dieser Sehnsucht heraus entstand der Brauch, ein Licht abends in das Fenster zu stellen, wobei die wirtschaftliche Situation der meisten Bergleute es nur zuließ, ein einziges Licht am Heiligen Abend aufzustellen. Als Schwibbogen mit elektrischer Beleuchtung auf den Markt kamen wurde aus dieser puristischen Beleuchtung ein in der gesamten Bevölkerung des Erzgebirges praktizierter Brauch, die Fenster zu beleuchten. Zum Entstehen der heutigen Fensterbeleuchtungen trug ebenso das Kuratorium Unteilbares Deutschland bei, das die Menschen in den heutigen alten Bundesländern dazu aufforderte, aus Solidarität mit den Bürgern in der DDR zu Weihnachten eine brennende Kerze in die Fenster zu stellen. Dies wurde in den 1960er Jahren fast überall umgesetzt. Während die am erzgebirgischen Original orientierte Weihnachtsdekoration dem Licht einer Kerze nachempfunden ist, wirkt die Beleuchtung in den USA sehr bunt und auffällig. Glitzereffekte und wechselnde Farben schmücken die Gärten der US-Bürger und machen die Orte zu einem strahlenden Wunderland. Von Auswanderern aus Deutschland wurde die Tradition der Beleuchtung nach Amerika gebracht, entwickelte sich dann aber eigenständig weiter. Dazu trugen auch Wettbewerbe um das am schönsten oder am auffälligsten dekorierte Haus bei sowie der Wunsch, sich durch die Beleuchtung von anderen abzuheben.

Wie Engel und Bergmann zu weihnachtlichen Symbolen wurden

Die Tradition, Engel und Bergmann zu Weihnachten aufzustellen, hat ihren Ursprung ebenso im Erzgebirge. In den Bergorten des Gebirges fanden sich ab dem 13. Jahrhundert Altarleuchter in den Kirchen. Frühzeitig wurden bergmännische Motive zur Dekoration der Kirchen genutzt, etwa in Form von Bergmannsfiguren, die mit einer Kerze als Lichtträger fungierten. Schnitzervereinigungen machten die Bergmannsfiguren Ende des 19. Jahrhunderts populär und trugen zur Verbreitung über das Erzgebirge hinaus bei. Die durch preiswertes Paraffin leichter erschwinglichen Kerzen beflügelte die Herstellung von Bergmannsfiguren als Kerzenhalter. Im 19. Jahrhundert kam die Engelsfigur hinzu. Es entstand der Seiffener Engel, der mit einer Schürze der damaligen Tracht der Hausfrauen nachempfunden war und zusammen mit einer Bergmannsfigur für Mann und Frau stand.

Welche Rolle heidnische Bräuche spielen

Die Weihnachtsbeleuchtung hat noch einen anderen Ursprung, der in den nordischen Traditionen zur Feier der Sonnenwende liegt. Das Licht spielte hierbei eine große Rolle. Die Symbolik des Winterlichtes zur Sonnenwende wurde in die christlich geprägten Weihnachtsfeierlichkeiten integriert. Der Weihnachtsbaum hat ebenso einen heidnischen Ursprung. Im Mittelalter wurden immergrüne Zweige von Nadelbäumen aufgehängt, um mit diesen böse Geister vertreiben zu können. Später entstand daraus der Brauch, Zweige in Vasen zu arrangieren oder ganze Bäume aufzustellen. Im 15. Jahrhundert etablierte sich der Weihnachtsbaum als Dekoration für die Innenräume, der ein Stück grüne Natur in die Wohnung brachte und festlich geschmückt wurde. Die Verwendung immergrüner Zweige als Kranz soll hingegen auf den Theologen Johann Hinrich Wichern zurückgehen. Er betreute elternlose Kinder und stellte für diese einen Kranz mit 24 Kerzen auf, um das Warten auf den Heiligen Abend zu versinnbildlichen. Jeden Tag in der Adventszeit wurde eine Kerze mehr angezündet, bis der 24. Dezember erreicht war. Aus dieser Tradition heraus entstand der Kranz mit vier Kerzen, der die Adventssonntage symbolisiert. Ein bedeutender Akteur der Weihnachtszeit – die Jesusfigur – wurde von Martin Luther etabliert, der sich gegen die vor der Reformation übliche Heiligenverehrung wandte. Anstatt verschiedene Heilige als Überbringer guter Wünsche zu nutzen, setzte er das Christkind für diese Funktion ein. Der Weihnachtsmann, der viele Haushalte zu Weihnachten in Form von Figuren oder Abbildungen schmückt, wurde in den USA bereits Anfang des 19. Jahrhunderts als Sagengestalt beschrieben und 1931 durch die Werbung eines großen Getränkeunternehmens bekannt.

Fazit – viele Ursprünge der weihnachtlichen Dekoration

Die weihnachtliche Dekoration verbreitet in der Adventszeit eine festliche Stimmung. Nach dem Totensonntag werden Häuser, Fenster und Räume geschmückt. Die typisch weihnachtlichen Symbole und der festliche Schmuck gehen auf die bergmännische Vergangenheit des Erzgebirges zurück. Weitere Ursprünge finden sich in heidnischen Bräuchen oder populären Werbefiguren. Diese Traditionen werden heute miteinander vermengt und stehen für die Sehnsucht nach Licht in der dunklen Jahreszeit sowie die Vorfreude auf das Fest.