Weihnachten im Mittelalter

Weihnachtsbäume

Erste Weihnachtsbäume im Mittelalter

Das Mittelalter in den deutschsprachigen Ländern war zu den weitesten Teilen vom Christentum geprägt. Das wichtigste Fest im Jahr war zwar Ostern, aber auch Pfingsten, Allerheiligen und Weihnachten wurden gefeiert. Dabei hat das Weihnachtsfest als Feier der Geburt Jesu schon in der Spätantike seine Wurzeln.

Sol Invictus und die Geburt Jesu

Noch bevor von einem Konzil, einem Papst oder einem Historiker das Datum für den Geburtstag von Jesus Christus festgelegt wurde, gab es im Römischen Reich einen Kult um den Sonnengott Sol. Nach einer erfolgreichen Schlacht im Jahre 272 sah Kaiser Aurelian ihn fortan als seinen Beschützer („Conservator Augusti“) an. Im Jahr 274 wurde Sol, der auch „Sol Invictus“, also der „unbesiegte Sonnengott“, genannt wurde, zum „Herrn des Römischen Reichs“ ernannt. Im gleichen Jahr wurde für ihn ein Tempel auf jenem Gebiet errichtet, welches eigentlich der Huldigung des Kriegsgottes Mars diente.

Ein Ende hatte der Sonnen-Kult erst in der Mitte des 6. Jahrhunderts, da im Jahr 555 einer der letzten Sol-Tempel in Syrien durch einen Blitz zerstört wurde. Die Menschen sahen dies als ein göttliches Zeichen und der Kult wurde langsam aber sicher eingestellt. Die Übernahme des Datums für das Weihnachtsfest geschah allerdings schon mindestens zwei oder sogar drei Jahrhunderte zuvor – und zwar aus dem Konkurrenzkampf der Glaubensrichtungen heraus.

Der Geburtstag des Gottessohnes Jesus wurde anfangs von Pseudo-Cyprian auf den 28. März berechnet. Jedoch wurde in weiteren Schriften festgehalten, dass die „Heiden“ die Geburt der Sonne – heute „Sonnenwende“ genannt – am 25. Dezember feierten und dazu oft Christen einluden. Die Lehrer der christlichen Kirche übernahmen schließlich dieses Datum für das Weihnachtsfest, um ihre Gemeinde von den heidnischen Festen fernzuhalten.

Weihnachten im Mittelalter

Neben dem Fest zur Geburt der Sonne im Sol-Kult wurde mit dem Mittwinter- oder auch dem „Julfest“ auch bei den Germanen der Sonnenwende gedacht. Mit der Ausbreitung des Christentums nach Norden verschmolzen die verschiedenen Feste, welche alle an einem ähnlichen Datum stattfanden, miteinander. Dies machte nicht zuletzt die Missionierung der „Heiden“ einfacher, da für ein bestehendes Fest nur der Grund geändert werden musste.

Der Begriff Weihnachten stammt dabei aus einer Zeit, die schon fast als Hochmittelalter zu bezeichnen ist. Die aus dem Mittelhochdeutschen stammende Wendung „ze wihen nath“, also „zur geweihten Nacht“, kam im 12. Jahrhundert auf. Auch diese Formulierung weist Parallelen zum Germanentum auf, da dessen „geweihte Nächte“ vom 25. Dezember bis zum 6. Januar dauerten. In diesem Zeitraum wurden Räucherungen gegen böse Geister und Dämonen unternommen. Noch heute gibt es christliche Gemeinden, in denen dieser Brauch zur Weihnachtszeit Bestand hat. Auch die Weihung von Gotteshäusern mit Weihrauch und Myrrhe geht auf jenen Brauch zurück.

Der Brauch, für die Weihnachtszeit Stollen und anderes Gebäck vorzubereiten, kann ebenfalls auf germanische Einflüsse auf das Christentum im Mittelalter zurückgeführt werden. In den benannten „Räuchernächten“ sollte nämlich die Arbeit ruhen und das betraf unter anderem auch die Hausfrauen. Diese buken also vor dem 25. Dezember Brote und Kuchen, die sich bis in den Januar hielten, damit diese in der Julzeit gegessen werden konnten. Die Besinnlichkeit und Freude innerhalb der Familie, welche zu Weihnachten besonderen Wert haben, gehen dabei auf den sogenannten „Julfrieden“ zurück.

Entwicklung von heute bekannten Bräuchen

Ein aus dem Mittelalter stammender Weihnachtsbrauch ist das Singen von Weihnachtsliedern. Historisch ist der Gebrauch von Liedern zum Weihnachtsfest auf das 11. Jahrhundert datiert. Vorerst sang allerdings nur der Priester in der Kirche, im Laufe der Jahre und Jahrhunderte sang dann die ganze Gemeinde, später sang man auch auf Märkten und im privaten Kreis.

Ebenfalls wichtig zur Begehung der Heiligen Nacht waren Umzüge, Weihnachtsmärkte und Krippenspiele. Die Krippenspiele, die meist – wie heute auch – innerhalb der Kirchen vorgeführt wurden, dienten nicht nur der Unterhaltung der Gemeinde, sondern sollten auch jenen einen Einblick in die Geburt Jesu geben, die die Bibel nicht lesen konnten. Die entsprechenden Passagen wurden während des Spiels vorgelesen.

Die Entwicklung des Weihnachtsbaums

Heute ist er eines der wichtigsten Symbole und Requisiten des Weihnachtsfests: Der geschmückte Tannenbaum. Aber woher stammt der Brauch um dies grüne Gewächs? Auch hier gründet der Brauch im Mittelalter, denn in dieser Zeit wurden Kirchen, Klöster und auch Häuser der Gemeindemitglieder mit Zweigen von Tannen, Fichten, Misteln und Eiben geschmückt. Dies sollte die Fruchtbarkeit des Sommers symbolisieren und eben jene warme Jahreszeit wieder herauf beschwören.

Der erste Baum, der im Ganzen zum Weihnachtsfest aufgerichtet wurde, ist auf das spätmittelalterliche Jahr 1419 datiert. Er stand in Freiburg und war mit Lebkuchen, Nüssen und Äpfeln geschmückt. Dieser Schmuck durfte zu Neujahr verzehrt werden. Als Weihnachtsmaien werden die Bäume noch manchmal bezeichnet, da die ersten Weihnachtsbäume – wie Maibäume – im Freien standen.